Nachhaltiges Transportboxtraining für die Katze
- drazogall
- 8. Okt.
- 6 Min. Lesezeit

Wer kennt es nicht, man muss dringend mit seinem Kätzchen einen festen Termin einhalten - sei es beim Tierarzt oder die anstehende Fahrt in den Urlaub - und das Kätzchen möchte einfach nicht in die Box!
Damit Ihnen das in Zukunft nicht mehr passiert, sollten Sie unbedingt ein Transportboxtraining absolvieren.
Wie das in acht einfachen Schritten zum vollen Erfolg wird, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Schritt 1: Transportbox auswählen
Zuerst sollten Sie die passende Transportbox auswählen.
Do's

einfach von oben zu öffnen, z.B. durch ein Gitter oder abnehmbaren Deckel

leicht zu reinigende Materialien, falls doch mal ein kleines Missgeschick passiert

die Katze kann sich in der Box drehen, aufrecht stehen und sich entspannt hinlegen
Das erleichtert später dem Tierarzt das Annähern an das Tier und vermeidet zusätzlichen Stress durch Herauszerren oder -schütteln aus der Box. Zudem ist für Katzen die Kontaktaufnahme von oben weit weniger bedrohlich als von vorne.
Man stelle sich nur mal vor: Sie sitzen in einer dunklen, weichen Höhle mit einem kleinen Guckloch nach außen und dann versperrt ein riesiges Lebewesen Ihnen den Ausblick und greift mit seinen großen Händen in Ihre kuschelige Höhle hinein, um sie dort heraus zu holen!
Ein wahrer Albtraum, der meist nur bewirkt, dass sich Ihr Kätzchen ängstigt und gegen den großen Eindringling wehrt, was für alle Beteiligten auch nachhaltig eine echte Herausforderung werden kann. Beugen Sie also mit einer leicht zu öffnenden Box vor - für entspanntere Tierarztbesuche auch in Zukunft.
Don'ts

Weidenkörbe, da man dort nicht gut an die Katze herankommt

Boxen mit erhöhtem Einstieg (sodass die Katze hereinspringen muss)

Transportboxen mit festgeschraubten Deckeln
Weidenkörbe sind schön und gut als Rückzugsort z.B. als Katzenhöhle in der Wohnung, nicht aber zum Gang zur Untersuchung (wegen der erschwerten Handhabung der Katze).
Boxen, in die das Kätzchen regelrecht klettern muss, eignen sich nicht für das Boxentraining und auch nicht für die Fahrt zum Tierarzt, denn wenn die Katze Schmerzen oder Stress erleidet, ist es ein nahezu unüberwindbares Hindernis, erhöht in eine Box einzusteigen.
Schritt 2: Die Transportbox in die Wohnung integrieren
Nun ist es wichtig, dass die Transportbox nicht immer nur dann hervorgeholt wird, wenn etwas Außergewöhnliches passiert.
Suchen Sie sich daher eine Box aus, die Ihren ästhetischen Anforderungen entspricht und einen festen Platz in Ihrer Wohnung erhält.
Kleiden Sie die Box von innen mit einer Kuscheldecke aus und stellen Sie sie geöffnet an einen von Ihnen festgelegten Ort. Für besonders ängstliche Katzen legen Sie noch eine weitere Kuscheldecke über die Box.
Beobachten Sie nun, wie Ihr Kätzchen die Box inspiziert und warten Sie ab. Kätzchen lieben neue Dinge und zeigen in der Regel großes Interesse an neuen Gegenständen in ihrem Revier.
Bewegen Sie die Box nicht, normalisieren Sie, dass die Box nun als fester Einrichtungsgegenstand Ihre Wohnung ziert und gerne als Rückzugsort genutzt werden darf.
Falls das Kätzchen die Box über Tage hinweg nicht beachtet, können Sie auf die Box durch Hineinlegen eines Spielzeugs oder Hereinstellen von Lieblingsfutter aufmerksam machen.
Und Sie werden sehen, mit der Zeit nutzt Ihr Kätzchen die Decke auf der Box gerne als Aussichtspunkt und zieht sich manchmal sogar für eine kleine Mittagsruhe in die Box zurück.
Schritt 3: Beginn des Trainings
Katzen sind ähnlich wie wir Menschen Gewohnheitstiere, die durch Kontinuität am besten lernen.
Nehmen Sie sich daher täglich Zeit für das Transportboxtraining.
Am einfachsten geht das, in dem Sie die Box zum regulären Futterplatz machen:
Stellen Sie einfach die tägliche Ration Nassfutter vorne in die Box, sodass das Kätzchen den Kopf in die Box strecken muss, um Ihr Futter zu erreichen.
Wenn das gut klappt, rücken Sie am nächsten Tag den Napf etwas weiter nach hinten. Das Ganze wiederholen Sie solange, bis das Kätzchen zum Fressen mit dem ganzen Körper in der Box verschwindet.
Und Sie werden sehen: ganz eifrige Kätzchen platzieren sich nun zur Futterzeit von ganz alleine in der Box und warten dort auf ihre Belohnung.
Schritt 4: Kommando einüben
Nun können Sie sich ein Kommando überlegen, mit welchem die Katze in Zukunft in die Box gehen soll.
Am besten ist es ein kurzes vokalreiches Wort oder sogar nur ein Geräusch, wie ein Schnalzen, denn das verstehen die Katzen am besten.
Dieses Kommando sagen Sie nun jedes Mal, wenn Sie die Fütterung beginnen und das Kätzchen in die Box steigt.
Wenn Sie das Gefühl haben, dass das Kommando gut verstanden wird, beginnen Sie, das Kommando zu sagen und warten Sie, ob das Kätzchen alleine in die Box geht.
Sobald es das getan hat, belohnen Sie es umgehend.
Alternativ kann hier auch gut mit einem Targetstick oder einem Klicker gearbeitet werden.
Schritt 5: Abwarten lernen
Wenn sich das Kätzchen nun erfolgreich mit dem Kommando in seiner Box platzieren kann, loben Sie es und schließen Sie vorsichtig die Boxentür.
Wenn das Kätzchen sich ruhig verhält, öffnen Sie die Tür wieder und belohnen Sie es sofort.
Wenn dieser Schritt gut funktioniert, verlängern Sie täglich die Zeitspanne zwischen dem Schließen der Tür und der Belohnung.
Schritt 6: Bewegungen üben
Nun kann Ihr Kätzchen selbstständig in die Box gehen und geduldig abwarten.
Jetzt ist es an der Zeit, ihr zu zeigen, dass die Box durchaus auch ein Transportmittel sein kann.
Lassen Sie die Katze wie gewohnt in der Box Platz nehmen, schließen Sie die Tür und heben Sie den Korb vorsichtig hoch. Bleibt das Kätzchen ruhig, loben Sie es und stellen Sie den Korb sofort wieder auf den Boden.
Nun verlängern Sie täglich die Zeit, in der Sie die Box in der Luft tragen bis sich das Kätzchen ruhig von Ihnen durch die gesamte Wohnung tragen lässt.
Wenn dieser Schritt sitzt, beginnen Sie, die Katze mit dem Hausflur vertraut zu machen. Ähnlich wie in der Wohnung beginnen Sie mit kleinen Schritten und kurzen Zeitspannen. Verhäält sich das Kätzchen weiterhin ruhig in der Box, weiten Sie Ihrn Spaziergang nach draußen aus und tragen Sie die Katze um Ihr Haus herum und wieder zurück in die Wohnung.
Dort erhält Sie dann wie gewohnt Ihr Nassfutter zur Belohnung.
Schritt 7: Transportmitteltraining
Wenn sich Ihre Katze nun in ihrer Box überall hin tragen lässt, beginnen Sie mit dem Transportmitteltraining.
Stellen Sie die Katze ins Auto (Fußraum oder Kofferraum) und schließen Sie die Tür.
Setzten Sie sich ins Auto und belohnen Sie ihre Katze, sobald Sie ruhig ist.
Wenn das gut sitzt, starten Sie den Motor. Bleibt das Kätzchen ruhig, fahren Sie 5 Minuten im Auto und steigern das Ganze täglich, bis das gewünschtes Toleranzstadium erreicht ist.
Mit öffentlichen Transportmitteln funktioniert das ganz ähnlich:
Beginnen Sie mit dem Ein- und wieder Aussteigen und erweitern Sie die Zeitspanne täglich durch das Fahren einer weiteren Haltestelle, bis Sie am Ziel angekommen sind.
Aber bedenken Sie, dass es auch einen Rückweg zu bewältigen gibt! Planen Sie die Rückfahrzeit unbedingt in Ihre Trainingsroutine ein.
Schritt 8: Neue Umgebungen kennenlernen
Nun kann Ihre Katze in die Box einsteigen, lässt sich bereitwillig herumtragen und fährt mit Ihnen im Auto, Bus oder der Bahn.
Nun möchten wir ihr beibringen, dass nicht jede Autofahrt in einem Tierarztbesuch endet.
Bestenfalls besuchen Sie nun mit Ihrem Kätzchen einmal wöchentlich Freunde oder Verwandte und lassen sie dort in Ruhe die Wohnung erkunden oder legen Ihr ein Geschirr an und machen einen schönen Auflug im Freien.
Wenn das Kätzchen sich nun auch in fremden Umgebungen ruhig und besonnen verhält, ist es an der Zeit, den Tierarzt zu besuchen.
Gerne vereinbaren Sie bei uns kostenfrei einen Trainingstermin, bei dem das Kätzchen unsere Praxis mal ganz in Ruhe erkunden darf - ohne den Stress einer tiermedizinischen Untersuchung und Behandlung.
Ende des Trainings
Herzlichen Glückwunsch, nun ist Ihr Kätzchen ein ausgeglichenes Tier, welches Sie problemlos überall hin mitnehmen können!
Um sich diese Fähigkeiten beizubehalten, fragen Sie mindestens einmal wöchentlich das Gelernte ab und Ihre nächsten Ausflug steht nichts mehr im Wege.
Tipps & Tricks:
Immer wenn ein Trainingsschritt misslingt, gehen Sie im Training einen Schritt zurück und loben Sie Ihre Katze ausgiebig, wenn bereits gelernte Sachen gut sitzen
gestalten Sie Ihre Trainings kurz, ca. 5-10 Minuten
desto früher Sie beginnen, desto lernfähiger sind die Katzen: starten Sie daher am besten direkt mit Ihrem neuen Kitten
für ein erfolgreiches Boxentraining wiederholen Sie die Übungen jeden Tag und bauen Sie die Transportbox in Ihren Alltag ein
statt kleiner Mengen Nassfuttereignet sich auch das allerliebste Leckerlie Ihrer Katze, z.B. Schleckpaste sehr gut zu Trainingszwecken (damit Sie nicht so schnell satt ist und das Training länger interessant bleibt)
Planen Sie genügend Zeit für das Training ein und beginnen Sie nicht erst am Tag vor der Abreise! Idealerweise führen Sie ohnehin stetig das Training durch und sind dann für jegliches Ereignis in der Zukunft bereit.
Vernachlässigen Sie niemals das Training mit einem bestimmten Transportmittel. Auch wenn Sie z.B. zur Zeit nur Auto fahren, ist das Training in öffentlichen Verkehrsmitteln wichtig! Wer weiß, wann Sie mal mit der Katze in den Urlaub möchten oder sich jemand um das Kätzchen kümmert, der kein Auto besitzt.
Weitere Tipps und lehrreiche Informationen erhalten Sie von Katzenexpertin Frau Sabine Schroll oder direkt bei uns in der Praxis.
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