Wie artgerechte Katzenhaltung in der Wohnung gelingt
- drazogall
- 2. Okt.
- 5 Min. Lesezeit

Sie überlegen, sich ein Kätzchen anzuschaffen, sind aber unsicher, welche Vorbereitungen Sie treffen sollten?
Oder Sie haben bereits eine Katze und möchten Ihre Katzenhaltung optimieren?
Dann sind Sie hier genau richtig!
In diesem Beitrag erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen, um die Zufriedenheit Ihrer Katze zu erhöhen.
Freigang oder Wohnungshaltung
Ob sich eine Katze in einer reinen Wohnungshaltung wohl fühlt, hängt vom jeweiligen Individuum ab.
Entscheidend sind dabei zum Beispiel die Katzenrasse, vorherige Haltung, Vertrautheit mit Menschen und anderen Tieren, Einrichtung der Wohnung und Platzverhältnisse. Bestenfalls lassen Sie sich vor dem Kauf einer Katze von Experten beraten, ob das ausgesuchte Kätzchen zu Ihren Lebensumständen passt.
Folgende Dinge sollten Sie bei jeder Katze in der Wohnungshaltung beachten:
Platzbedarf
Pro Katze sollten mindestens 50 qm Wohnfläche vorhanden sein, bestenfalls mit individuellen Rückzugsmöglichkeiten für jede Katze.
In Mehrkatzenhaushalten sollte außerdem bei der Fütterung der Tiere darauf geachtet werden, dass jedes Tier die korrekte Menge Futter erhält, um Übergewicht (Adipositas) und Abmagerung (Kachexie) oder Streitgeschehen beim Futterplatz zu vermeiden.
Zudem sollten pro Katze mindestens 2 Toiletten zu Verfügung stehen.
Einrichtung
Klettermöglichkeiten
Katzen sind dreidimensionale Lebewesen: sie möchten sich nicht nur auf dem Boden fortbewegen, sondern auch in luftigen Höhen.
Gerade für Wohnungskatzen ist es sehr wichtig, verschiedene Klettermöglichkeiten, erhöhte Liegeflächen und Aussichtstürme anzubieten.
Sie können so eine Katzen-Oase ganz einfach selbst bauen: Schaffen Sie einen Kletter-Parcour, indem Sie zum Beispiel Ihren Kratzbaum mit mehreren an der Wand befestigten Regalen, Hängematten und -brücken erweitern, sodass Ihre Katze ganz neue Wege und Dimensionen entdecken kann.
Kratzmöglichkeiten
Zudem benötigt jede Katze verschiedene Kratzmöglichkeiten wie Kratzbaum, -tonne oder -pappen. Besonders für ältere und kranke Tiere ist es wichtig, ebenerdige Kratzmöglichkeiten anzubieten.
Katzentoiletten
Weil das Thema Katzentoiletten so umfangreich ist, behandeln wir es in diesem seperaten Blogbeitrag ausführlich.
Ruheplätze
Katzen möchten gerne eine Auswahl an verschiedenen Ruheplätzen mit Sichtschutz haben, gerne auch erhöht. In freier Natur sind Katzen nämlich nicht nur Jäger, sondern auch Beutetiere für noch größere Jäger. Vor diesen möchte sich das Kätzchen instinktiv schützen, weswegen sie Ruheplätze bevorzugt, aus denen sie ihre Umgebung beobachten kann, ohne dabei selbst gesehen zu werden.
Gut geeignet sind dafür zum Beispiel erhöht angebrachte Höhlen oder einzelne Regalbretter mit Sichtschutz.
Sicherheitsvorkehrungen
Katzen haben einen ausgeprägten Jagdtrieb, bei dem sie oft den Blick für ihre Umgebung verlieren.
Sichern Sie daher unbedingt den Balkon mit einem Katzennetz ab und lüften Sie nur, wenn sich die Katze nicht im Raum befindet oder das Fenster mit einem Fliegengitter gesichert ist.
Besonders angekippte Fenster führen immer wieder zu schlimmen Unfällen, da die Katzen sich meist nicht selbst daraus befreien können und stundenlang eingeklemmt bleiben.
Lassen Sie die Fenster daher niemals gekippt, wenn Sie Ihr zuhause verlassen.
Bei Bedarf können Sie spezielle Gitter erwerben, um angekippte Fenster zu sichern.
Zudem nutzen einige Katzen unsere Wäsche sehr gerne als Ruheplatz.
Prüfen Sie daher unbedingt vor jedem Waschgang, ob sich Ihr Kätzchen noch in der Waschmaschine oder dem Trockner aufhält, bevor Sie die Maschine starten!
Auch giftige Pflanzen sollten vor Einzug der Katze entfernt werden.
Bestücken Sie die freien Plätze doch einfach mit Katzengras, das sieht ebenso gut aus und wird ohnehin in jeder Katzenhaltung benötigt, um der Katze das Verdauen von abgeschluckten Haaren zu vereinfachen.
Wo Sie welche Einrichtungsstücke am besten platzieren, sehen Sie auf dieser Grafik unserer Partner RoyalCanin.

Zeitmanagement
Planen Sie für sich und Ihr Kätzchen außerdem genügend gemeinsame Zeit ein, z.B. gemütliche Kuschelabende auf der Couch, tägliche kurze Spieleinheiten oder Trainings.
Quality Time
Jedes Kätzchen freut sich über die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Bezugsperson.
Planen Sie daher täglich feste Zeiten ein, in denen Sie mit Ihrem Kätzchen schmusen oder einfach nur gemütlich nebeneinander einen Film schauen oder ein Buch lesen.
Das ist auch für zurückhaltende oder ängstliche Katzen eine gute Möglichkeit, sich in Ruhe mit ihrem Menschen vertraut zu machen und ihn zukünftig als Partner an ihrer Seite zu akzeptieren.
Trainingsplan
Katzen sind ähnlich wie wir Menschen Gewohnheitstiere, sie lieben regelmäßige Rituale und lernen neue Dinge, wie z.B. das Einsteigen in eine Transportbox durch Kontinuität am besten.
Die optimale Trainingsdauer liegt dabei je nach Alter der Katze bei ca. 5-10 Minuten Aufmerksamkeitsspanne. Am besten wiederholen Sie zu erlernende Dinge täglich.
Spielzeug
Katzen möchten natürlicherweise Beute auflauern, sich anschleichen und diese schließlich erlegen.
Vor allem für Wohnungskatzen ist es daher besonders wichtig, regelmäßige Spielzeiten einzubauen.
Für eine Interaktion mit dem Menschen eignen sich am besten Katzenangeln.
Spielen Sie jedoch nicht zu stürmisch und bewegen Sie Ihre Angel lieber wie ein echtes Beutetier - lassen Sie es langsam vorwärts huschen und sich hinter Gegenständen verstecken.
Sie werden sehen, Ihr Kätzchen beobachtet jede Bewegung interessiert, lauert und macht sich zum Angriff bereit.
Wichtig: Räumen Sie Ihre Beuteatrappe nach dem Spielen wieder weg, um ein Verheddern oder Verschlucken zu vermeiden.
Machen Sie sich selbst niemals zum Beuteobjekt und vermeiden Sie das Spielen ausschließlich mit Ihren Fingern oder Füßen, denn das kann spätere Beiß-Attacken gegenüber Menschen fördern.
Für menschenfreie Beschäftigungszeit eignen sich am besten kleine (futtergefüllte oder geräuscherzeugende) Spielbälle, knisternde Decken oder auch mit Baldrian-besprühte Schmusekissen.
Tipp: Viele Katzen beobachten gerne das Geschehen auf der Straße oder in einem gesicherten Aquarium.
Abwechslung
Aber: wer bereits ein Kätzchen besitzt, dem ist bewusst, dass so ein Spielzeug schnell seinen Reiz verlieren kann und dann nicht weiter benutzt wird.
Unser Tipp gegen langweiliges Spielzeug:
Um zu vermeiden, dass sie monatlich neues Spielzeug kaufen und sich schon bald in einem unendlichen Meer aus altem und ungenutzten Katzenspielzeug wiederfinden, sollten Sie sich ein Repertoire aus ca. 4 Spielzeugen zulegen. Dieses verwahren Sie sicher in einer fest verschlossen Kiste.
Aus dieser Kiste zaubern Sie dann einmal wöchentlich ein Spielzeug hervor und lassen es zum Spielen in der Wohnung liegen. Ggf. können Sie es mit Baldrian- oder Katzenminze-Sprays aufpimpen.
Nach einer Woche entfernen Sie das Spielzeug wieder aus der Wohnung und tauschen es in ein anderes Spielzeug aus der Kiste um. Das wiederholen Sie nun wöchentlich und erreichen damit, dass Ihr Spielzeug länger interessant bleibt.
Aber auch wenn Sie kein Spielzeug zu Verfügung haben, können Sie regelmäßig für Abwechslung sorgen, indem Sie kleine Dinge in der Wohnung verändern.
Sie können zum Beispiel ein Möbelstück umstellen, den Kratzbaum an eine andere Stelle bewegen oder einfach etwas Zeitungspapier herumliegen lassen und schon hat Ihr Stubentiger eine neue Beschäftigung gefunden und erkundet interessiert jegliche Veränderungen.
Das ist allerdings nur bei gesunden und jungen Katzen zu empfehlen, ältere und orientierungslose Katzen können so eine Veränderung negativ empfinden.
Bei Katzen-Senioren empfiehlt es sich stattdessen durch artgerechte Fütterung für Abwechslung zu sorgen.
Ruhephasen
Aber Achtung: Der Einzug eines neuen Lebewesens kann für alle Beteiligten sehr aufregend sein. Achten Sie daher darauf, Ihrem Kätzchen auch mal eine Pause zu gönnen, in der es ungestörte Zeit ohne menschliche und tierische Begleitung, Besuch, laute Geräusche oder ähnlichem verbringen kann.
Weitere Informationen Rund um das Thema artgerechte Katzenhaltung, Vergesellschaftung von Katzen, Trainingstipps uvm. erhalten Sie von Katzenverhaltensexpertin Sabine Schroll.





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